Phänomen Knowledge Hiding: Bekanntheit, Folgen und Methoden dagegen
Knowledge Hiding ist das bewusste Zurückhalten von Wissen, welches durch Kolleg:innen oder Mitarbeitende angefragt wird. Im Rahmen einer Studie, die im Wissenschaftsjournal PERSONALquarterly veröffentlicht ist, wurden in zwölf qualitativen Interviews Manager:innen deutscher Unternehmen zur Bekanntheit des Phänomens und des Begriffs sowie zum Umgang mit Knowledge Hiding befragt.
Die Studie bestätigt, dass Knowledge-Hiding-Verhalten unabhängig von Kulturen, Branchen und Unternehmensgrößen betrieben wird. Dabei gibt es drei Strategien – ausweichendes Verhalten, unwissend spielen und erklärendes Zurückhalten. Auch stellte das Forschungsteam, bestehend aus Ass.-Prof. Dr. Florian Offergelt, Assistant Professor für Organizational Knowledge Management und Leadership an der Privatuniversität Schloss Seeburg, und Simone Luib mit Christiane Novy von der h&z Unternehmensberatung AG, fest, dass Knowledge Hiding über alle Hierarchieebenen und Abteilungen auftritt. Die interviewten Führungskräfte waren in ihren Unternehmen (Dax-Konzerne, KMUs Familienunternehmen, Start-ups) vor allem für die Bereiche Human Resources und Wissensmanagement verantwortlich.
Bei keinem Unternehmen und keiner Führungskraft war Knowledge Hiding aktiv im Problembewusstsein. Das heißt auch, dass die Akteure nicht aktiv dagegen vorgehen. Dabei führt Knowledge Hiding, laut Studien, in den Organisationen zu geringerer Kundenorientierung, „Abteilungssilos“, Qualitätsproblemen und steigenden Kosten. Bei einzelnen Mitarbeiter:innen kann es zu Demotivation und im Team zu Ineffizienz, Neidkultur, steigender Fehlerrate und geminderter Innovationskraft führen.
Viele Unternehmen bemühen sich aktuell stark um Wissensaustausch innerhalb der Belegschaft. Doch das Team rund um den Forscher der Privatuniversität Schloss Seeburg betont: „Nur weil in Unternehmen ein reger Wissensaustausch stattfindet, kann trotzdem absichtlich und in großen Mengen Wissen zurückgehalten werden.“
Folgende Implikationen empfehlen die drei Autor:innen Praktikern aus der Wirtschaft: Erstens führen neue Arbeitsmethoden wie Scrum, Design Thinking oder Kanban zu intensiverer Zusammenarbeit und einer lernenden Organisation. Zweitens hilft die Sensibilisierung von Führungskräften, da sie oft als Vorbilder fungieren. Eine Möglichkeit wäre, Mitarbeitenden abwechselnd Führungsaufgaben zu übertragen, um zu garantieren, dass Erfahrung und Wissensweitergabe erfolgt. Drittens könnten Unternehmen durch selbst initiierte, professionelle Lerngemeinschaften (Learning Communities) Knowledge Hiding verringern.
Ass.-Prof. Dr. Florian Offergelt forscht im Bereich Leadership and Organizational Knowledge Management und betont: „Es ist an der Zeit, dass Unternehmen dem Phänomen Knowledge Hiding die nötige Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen und es in die Pläne und Strategien des organisationalen Wissensmanagements integrieren. Das Wissen über Knowledge Hiding kann ein wichtiges Puzzleteil bei der Erfüllung organisationaler Ziele bilden, das bisher schlichtweg übersehen wurde.“
Quelle: Offergelt, F., Luibl, S., & Novy, C. (2021). Knowledge Hiding in der Praxis: Eine Bestandsaufnahme in deutschen Unternehmen. PERSONALQuarterly, 3.
Wir gratulieren Ass.-Prof. Dr. Florian Offergelt herzlich zu seinem Beitrag!