Dies ist eine wissenschaftlich psychologisch fundierte und integrative Coaching-Ausbildung mit dem Ziel, künftige Coaches zu befähigen, einen Coaching-Prozess selbstständig durchführen zu können. Die Ausbildung wird mit Selbstreflexionen, Gruppenreflexionen, Supervisionen und Evaluationen / Prüfungsabgaben begleitet, um die Qualitätssicherung der Coaching-Arbeit sicherzustellen. Fundament der Ausbildung bildet ein integratives Konzept, das systemische, ressourcenorientierte, verhaltenstheoretische und personenzentrierte Schulen mit Erkenntnissen aus der positiven Psychologie, der Sozialpsychologie und der Arbeits- und Organiationspsychologie verknüpft:

Abbildung: Das „Schulengebäude“ der Coachingausbildung im MBA

1. KONSTRUKTIVISTISCHE BASIS & WERTE
   Als Grundlage gilt der Ansatz von Siebert (2002): Die Frage nach dem „Wie?“ der individuellen Wissensaneignung und von Lernprozessen, z.B. die Art und Weise, wie die „eigene Welt“ erlebt und konstruiert wird, welche „Wahrnehmungsfilter“ es gibt. In der Coachingausbildung bedeutet dies, multiperspektivisch zu arbeiten – also die Perspektive der KlientInnen zu verstehen und gleichzeitig zu erkennen, dass dies nur eine Form der Wirklichkeit ist, sowie auch zu verstehen, dass wir als Coaches nur eine Form wahrnehmen (was eben die Reflexion und Supervision so essentiell macht).Darüber hinaus ist eine werteorientierte Grundhaltung im Coaching von hoher Relevanz (Frey, 2016; Iordanou, 2017): Was sind meine Werte? Wie kann ich werteorientiert handeln? Welche Stärken und Ressourcen ergeben sich aus meinen Werten? Welche Entscheidungen treffe ich auf Basis meiner Werte (Rückgrat)?

2. HUMANISTISCHE ANSÄTZE
   Die Prämisse der klientenzentrierten Gesprächstherapie / personenzentrierten Therapie ist Empathie, Authentizität als Coach und positive Wertschätzung (Stumm & Keil, 2018; Weinberger, 2013). Dabei ist es im Coaching besonders wichtig andere aus deren Sichtweise bzw. deren inneren Bezugsrahmen heraus zu verstehen (Diller et al., 2021), sowie Vertrauen im Sinne von nicht nur Empathie, sondern auch positiver Wertschätzung, Kongruenz, Echtheit und Kompetenz aufzubauen (Schiemann et al., 2019). Bei diesem Ansatz ist zudem wichtig, dass man non-direktiv arbeitet (keine Beeinflussung oder Beratung) und das Individuum im Mittwelpunkt steht. Aus der Gestalttherapie nehmen wir uns zudem den Ansatz mit, dass Störungen Vorrang haben und die Nützlichkeit von Widerständen (Perls, 1944).

3. VERHALTENSTHERAPEUTISCHE (VT) ANSÄTZE
   Das Fundament des VT Ansatzes bilden klassische VT Methoden, wie z.B. die Verhaltensänderung durch Ausprobieren oder Üben – auch unterstützend mit positiver Verstärkung. Darüber hinaus gibt es kognitive VT-Methoden, wie z.B. kognitive Neubewertung, kognitive Umstrukturierung oder Gedankenstopp, Methoden des Modellernens beispielsweise durch Rollenspiele oder Vorbilder, sowie die Verhaltensanalyse unter Verwendung des SORKC-Modells (S = Stimulus/Situation, O = Organismus, R = Reaktion, K = Kontingenzen, C = Konsequenzen) (Margraf & Schneider, 2018).

4. SYSTEMISCHE ANSÄTZE
   Grundlage der systemischen Betrachtung ist die zirkuläre Kausalität, bedeutet eine Betrachtung verschiedener Ebenen/Hierarchien. Das heißt, wie Menschen in sozialen Systemen gemeinsam ihre Wirklichkeit erzeugen, welche Prämissen ihrem Denken und Erleben zugrunde liegen und welche Möglichkeiten des Hinterfragens und „Verstörens“ dieser Prämissen vorhanden sind. Dabei dient das System als ein Konstrukt (Hilfsmittel), das aus Beziehungen, Kommunikation und Handlungen von Menschen erzeugt wird und immer unterschiedlich wirkt. Dazu gehört systemisches Fragen, Arbeiten mit Symbolen, sowie Systemaufstellungen. Des Weiteren gehören hier lösungsorientierte Ansätze dazu, bei denen es um den Fokus auf die Lösung anstatt auf das Problem geht (De Shazer, 2009). Demnach wird die Veränderung der Situation nicht auf Basis des Problems sondern der gewünschten Lösung geformt. Im Coaching gehören dazu Fragen und Skalierungen mit Blick auf das Ziel sowie die sogenannte Wunderfrage: „Stellen Sie sich vor, über Nacht geschieht ein Wunder und Sie haben Ihr Ziel erreicht/sind diesem einen ersten Schritt entgegen gegangen … woran würden Sie das zuerst bemerken im Alltag?“

5. ANSÄTZE DER POSITIVEN PSYCHOLOGIE
   Die Positive Psychologie beschäftigt sich mit der optimalen menschlichen Leistungsfähigkeit und erforscht Faktoren, wann Mneschen aufblühen und wie man diese gezielt fördern und unterstützen kann. Genauer gesagt möchte sie: Wohlbefinden und Glückserleben fördern, Ressourcen stärken und erweitern, beim Erkennen und Einsetzen eigener Stärken unterstützen, das Erleben positiver Gefühle fördern, und Menschen bei Sinnfindung und der Suche nach Erfüllung im Leben unterstützen (Blickhan, 2015). Mit positiv-psychologischen Übungen und Foki im Coaching können daher positive und angenehme Gefühle gefördert und damit das Wohlbefinden und Glückserleben gesteigert werden.

6. SOZIALE INTERAKTIONSPROZESSE & FORTLAUFENDE COACHING-FORSCHUNG
   Aus der Sozialpsychologie kommend ist es wichtig zu wissen, dass Coach und KlientIn motiviert auf Basis ihrer Bedürfnisse und Werte handeln und sich in der Interaktion gegenseitig positiv oder negativ beeinflussen (Diller, 2024; Schiemann et al., 2018; siehe auch Selbstbestimmungstheorie; Deci & Ryan, 2000; Handlungs-Phasen-Modell; Heckhausen & Heckhausen, 2010; soziale Interdependenz; Kelley et al., 2003).Durch die fortlaufende Coaching-Forschung im Ausbildungsteam sowie die Anbindung der Ausbildung an eine Universität, wird die Ausbildung auf Basis neuester Forschungserkenntnisse stets weiterentwickelt. Darüber hinaus setzen Sie sich als Teilnehmende im zusätzlichen Modul „Aktuelle Themen der Coachingforschung“ gemeinsam mit hochrangigen CoachingforscherInnen mit den neuesten Forschungsergebnissen auseinander und wie Sie diese auf Ihr Coaching anwenden können.

7. ARBEITS- UND ORGANISATIONSPSYCHOLOGIE: PROZESSFÜHRUNG IM COACHING
   Im Coaching spielt zum Einen die transformationale Führung eine wichtige Rolle – der Coach führt den Prozess durch Fragen, Ressourcenorientierung, inspirationale Motivation, intellektuelle Stimulierung, individuelle Berücksichtigung der Bedrüfnisse und positive Wertschätzung (Mühlberger & Traut-Mattausch, 2015). Zum Anderen ist eine ethische und authentische Führung wichtig, um authentisch und integer sowie mit eigenem Wertebezug aufzutreten als auch ethische Werte und Haltungen zu vertreten (Frey, 2015).

Prozessübersicht über die Coaching-Ausbildung

KERN-TEAM DER COACHINGAUSBILDUNG

Ass.-Prof. Dr. Sandra J. Diller

Sandra Diller ist Assistenzprofessorin für Organisationspsychologie an der Privatuniversität Schloss Seeburg, Österreich, Research Affiliate am Institute of Coaching, Harvard Medical School, USA, und Trainerin und Coach am LMU Center for Leadership and People Management, Deutschland. Sie ist Autorin, Reviewerin und Editorin für renommierte Journals. Darüber hinaus arbeitet sie als zertifizierte Coach und Trainerin auf selbstständiger Basis für die LMU München. An ihrer ehemaligen Universität leitete sie zudem gemeinsam mit Isabel Braumandl die Coaching Ausbildung für PsychologInnen. In ihrer Coaching-Forschung untersuchte sie die Unterscheidung zwischen Coaching und Training und die zugrunde liegenden Bedürfnisse (z.B. https:/doi.org/10.1108/IJMCE-08-2020-0050), die Messung von Qualität im Coaching (z.B. https:/doi.org/10.1007/s11613-020-00662-8),

Empathie und Vertrauen als Erfolgsfaktoren im Coaching (z.B. https:/doi.org/10.1080/21515581.2019.1650751), und Coaching schwieriger KlientInnen (z.B. https:/doi.org/10.1037/cpb0000203 oder https:/doi.org/10.1080/17521882.2020.1784973). In ihrer neuesten Forschung geht sie auf digitale Entwicklungen im Coaching sowie damit einhergehende ethische Anforderungen ein (z.B. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2023.1148243 oder https://doi.org/10.1080/13678868.2024.2315928).

Buchempfehlung: The Digital and AI Coaches‘ Handbook

The Complete Guide to the Use of Online, AI and Technology in Coaching (Passmore, Diller, Isaacson, & Brantl, 2024, Routledge-Verlag). https://www.routledge.com/The-Digital-and-AI-Coaches-Handbook-The-Complete-Guide-to-the-Use-of-Online/Passmore-Diller-Isaacson-Brantl/p/book/9781032469041

Coachingtool-Empfehlung: 36 Bildkarten Psychologische Grundbedürfnisse erkennen (Diller & Jonas, 2023, Beltz-Verlag). https://www.beltz.de/fachmedien/training_coaching_und_beratung/produkte/details/49634-36-bildkarten-psychologische-grundbeduerfnisse-erkennen.html

Kontakt: sandra.diller@uni-seeburg.at

 

Isabell Braumandl, Dipl.-Psychologin, Dipl.-Ökonomin, Sportpsychologin (BDP e.V.)

 

Isabell Braumandl ist Inhaberin des Coaching- & Beratungs- Centrums (CoBeCe) in München.

Nach dem Abitur studierte sie Betriebswirtschaft, Handelsökonomie und nach zehn Jahren Berufstätigkeit noch einmal Psychologie an der LMU in München am Lehrstuhl von Prof. Dr. Dr. Lutz von Rosenstiel, ihrem großen Vorbild. Seit 1987 ist sie im Handel, Banken- und Gesundheitswesen sowie der Weiterbildung in verschiedenen Berater- und Führungspositionen mit Projektverantwortung tätig. 2002 gründete sie das Coaching- & Beratungs- Centrum und ist seitdem als Coach, Coaching-Ausbilderin sowie Trainerin freiberuflich für wirtschaftliche und wissenschaftliche Organisationen und deren Führungskräfte tätig. Ihre Schwerpunkte: Begleitung von Menschen in Veränderungsprozessen und Projekten, Entwicklung von deren persönlichen Future Skills durch Coaching, Entwicklung Theorie-geleiteter Coaching-Konzepte für begleitende Forschung. Seit 2003 arbeitet sie zusätzlich als externe Lehrbeauftragte an Universitäten und Hochschulen in Deutschland und Österreich. Der Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis liegt ihr dabei besonders am Herzen. An der TU Braunschweig (Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie, Prof. Dr. Simone Kauffeld) und der Universität Salzburg (Abt. für Sozialpsychologie, Prof. Dr. Eva Jonas) erhielt sie dafür Preise für hervorragende Lehre. Ihre besondere Vision und Mission sieht sie im Schaffen nachhaltiger Synergien zwischen Coaching-Forschung und -Praxis, interdisziplinären und altersunterschiedlichen Perspektiven. Ihre besondere Expertise besteht in der wissenschaftlich und psychologisch fundierten Entwicklung von Coaching-Konzepten, der Durchführung von psychologischen Coaching-Ausbildungen, die durch Forschung begleitet, fortlaufend evaluiert und optimiert werden. Zahlreiche Fachpublikationen und Kongressbeiträge zum Thema Coaching runden ihr Profil ab.

Kontakt: www.cobece.de

 

Dr. Geertje Tutschka, MCC

© Bild Uwe Klössing

Dr. Geertje Tutschka ist Rechtsanwältin für Deutschland und Österreich mit Kanzleien in Salzburg und München mit dem Spezialgebiet Coaching. Sie hält den Master Certified Coach (MCC) mit mehr als 2.500 Coachingstunden und ist Gründungspartner in der auf Juristen spezialisierten Beratungs- und Weiterbildungsagentur „CLP – Consulting for legals”. An der CLP-Academy verantwortet sie als Director of Training die Legal Coaching Ausbildung – eine post graduate Ausbildung für Juristen. Diese ist als eine von sehr wenigen im deutschen Sprachraum mit dem Goldstandard akkreditiert, als sogenannte “Level 2” akkreditierte Ausbildung des internationalen Berufsverbandes für Coaching ICF. Dr. Tutschka hat Lehrtätigkeiten für die Masterstudiengänge an der Hagen Law School, Deutschland, der KMU Linz, Österreich und der Middlesex University London, UK. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen und Fachbücher in deutsch und englisch vor allem in den Bereichen „Kommunikation und Coaching” sowie “Business Development” für beratende Berufe. Sie führte einige Jahre als Präsidentin das deutsche Chapter der International Coaching Federation (ICF Deutschland) und verantwortete dort vor allem den Jahreskongress “Coachingtag” und die Vergabe des Coachingpreises “Prism Awards” sowie die Zusammenarbeit mit andern Verbänden zum Thema Regulierung der Profession Coach.

Dr. Tutschka lebt mit ihren drei erwachsenen Töchtern, Mann, Hund und Kater im Rupertiwinkel.

Kontakt: www.geertje-tutschka.com